Fragen an die Stifterin

Frau Dr. Brinkmann to Broxten, warum sollen aus Ihrer Stiftung nur Frauen profitieren?

Es sind immer noch Männer, die den Löwenanteil von öffentlichen und privaten Fördermitteln einstreichen. Das gilt auch für Stiftungen. Wenn Frauen da als Zielgruppe vorkommen, dann handelt es sich oft um mildtätige Stiftungen aus dem letzten Jahrhundert, die sich der Unterstützung von "gut beleumundeten ledigen oder verwitweten Damen" und "bedürftigen Bürgertöchtern" verschrieben haben. Ich will produktive Frauen stärken. Von den über 300 Frankfurter Stiftungen gibt es nur noch eine - auch von einer Frau gegründet - die ausdrücklich "begabte Medizinerinnen und Psychotherapeutinnen" fördert.

Warum errichten Sie die Stiftung zu ihren Lebzeiten und nicht wie sonst üblich per Testament?

Ich will das noch alles selbst bewegen und mitbestimmen. Der Austausch mit Frauen - besonders mit jüngeren Frauen - ist mir wichtig.

Warum heißt es Frankfurter Stiftung?

Einmal, weil ich Lokalpatriotin bin und mich mit dieser Stadt verbunden fühle. Mir imponiert die Tradition des Stiftungswesens hier. Zum anderen war und ist Frankfurt ein wichtiger Ort für die Frauenbewegung.

Vergeben wird aber auch bundesweit?

Ja, Frankfurt betont nur den Standort. Antragstellerinnen können von überall her kommen.

Was sind die Ziele der Stiftung?

Die Präsenz und Wirkung von Frauen auf wissenschaftlichem, kulturellem und künstlerischem Gebiet zu unterstützen. Frauen neigen dazu, sich zurück zu nehmen, mit der Folge, daß viele wichtige und zukunftsweisende Vorstellungen und Arbeiten von Frauen nicht gehört, gelesen oder gesehen werden. Hier soll nachgeholfen werden. In unserer Gesellschaft zählt nur, was öffentlich wird.

Sie wollen die Tradition der Frauenbewegung fortführen?

Ja. Was die Frauenbewegung angestossen hat, war so wichtig und ist noch längst nicht zu Ende. Frauen haben Ideen und Phantasien, wie die Welt menschlicher gestaltet werden kann. Dieses Potenzial der Frauen sollte offensiver in die Gesellschaft getragen werden. Das kommt allen zugute und hat Vorbildcharakter.

Es ist an Projektförderung gedacht?

Ja. Die Stiftung verfügt vorerst über begrenzte Mittel. Deshalb wünsche ich mir viele ZustifterInnen und SpenderInnen, damit die Stiftung wächst.

Was hat Ihr Werdegang mit den Zielen der Stiftung zu tun?

Frauen, glaube ich, brauchen mehr Anerkennung und Ermutigung durch Mentorinnen. Das ist auch meine Geschichte. Es dauerte ziemlich lange bei mir, bis ich zu dem kam, was ich kann und was ich gerne mache. Da haben andere, die für mich Vorbild waren, sehr geholfen. Lange Zeit waren für mich Frauenbewegung und Wissenschaft völlig getrennte Bereiche. Erst als ich das zusammenbrachte, habe ich meinen Arbeitsschwerpunkt gefunden. Ein Ergebnis davon ist die Studie über Frauenpolitik im Hessischen Landtag. Mich interessierte der Wandel im Selbstverständnis der Politikerinnen von den 70er Jahren bis heute, ihre Sprache, ihr parlamentarisches Handeln und ihr Status in der Politik.

Was wollen Sie mit der Stiftung erreichen?

Fortschrittliche Ideen und Visionen reifen nicht immer in großen etablierten Institutionen. Die Frauenbewegung hat gezeigt, wie sich aus kleinen Gruppen und Initiativen Anstöße für Neuerungen ergeben haben, die heute zum selbstverständlichen Hintergrund für politisches und institutionelles Handeln gehören. Ein solcher Ort war beispielsweise das Frankfurter Institut für Frauenforschung. Da konnten wir ziemlich unabhängig und frei unseren Fragestellungen nachgehen. Mit unserer Arbeit haben wir dabei nicht nur wichtige frauenpolitische Themen aufgegriffen, sondern wir haben sie auch in die Politik hinein getragen und sie damit verändert. Die Stiftung maecenia verstehe ich in dieser Tradition. Sie soll den durch die Frauenbewegung angestoßenen Prozeß in Gang halten, der heute zum Teil durch Einsparungen in den öffentlichen Haushalten bedroht ist.