Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2007, Nr. 253, S. 54

Frauen erforschen Frauen
Die Frankfurter Stiftung Maecenia fördert neue Projekte
 
Zum fünften Mal hat die Frankfurter Stiftung Maecenia jetzt künstlerische und wissenschaftliche Projekte von Frauen ausgewählt, die sie mit insgesamt 32 000 Euro fördern will. "Maecenia unterstützt interdisziplinäre Projekte, die sich aus der Perspektive von Frauen kritisch und konstruktiv mit der Gesellschaft aus-einandersetzen", sagt die Stifterin und Mitglied des Vorstandes Eva Brinkmann to Broxten. Aus den 100 eingegangenen Anträgen sind neun Projekte ausgewählt worden: Publikationen, zwei Dokumentarfilme, ein Kunstfilm, Ausstellungen und eine Reise durch das Kosovo mit einer Bibliothek auf Rädern. Alle Vorhaben werden von Frauen realisiert, laut Satzung können sich in besonderen Fällen aber auch Männer um die Förderung durch Maecenia bewerben.

Die drei Städelschulabsolventinnen Shannon Bool, Judith Raum und Adrian Williams haben die "Library on Wheels" initiiert. Die Bücher wurden von internationalen Künstlern und Institutionen wie dem Frankfurter Kunstverein gestiftet. Mit einer Auswahl von Büchern und Filmen wollen die Künstlerinnen im Kosovo auf Reisen gehen und mit der Bevölkerung in Kontakt treten. Eine Videodokumentation ihrer Erlebnisse soll in Frankfurt, Berlin und Prishtina präsentiert werden.

"Die Schrift der Frauen" ist der Titel eines geförderten Dokumentarfilmprojekts. Da in China nur Männer Lesen und Schreiben lernen durften, entwickelten die Frauen der südchinesischen Provinz Hunan im 19. Jahrhundert die geheime Schrift "Nu Shu". Die Regisseurin Yvonne Rüchel-Aebersold will nach den letzten verbliebenen Frauen suchen, die dieser weiblichen Subkultur angehörten und die Schrift noch beherrschen. Dabei will die Regisseurin auch der Frage nachgehen, welche Formen des "leisen Widerstandes" Frauen im modernen China entwickeln.

Fördergelder vergibt die Stiftung nur alle zwei Jahre, dazwischen veranstaltet Maecenia Ausstellungen und Lesungen und prüft die neuen Anträge. "Viele gute Projektvorschläge sind bei uns eingegangen. Es war schwierig, eine Entscheidung zu treffen", sagte Brinkmann to Broxten. Deshalb versuche Maecenia auch ein Netzwerk für Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aufzubauen. Außerdem will die Stiftung möglichst mit anderen Geldgebern kooperieren.

Weitere Informationen zu maecenia im Internet unter www.maecenia-frankfurt.de.
 
 
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