Hinweis:
Der Bewerbungsschluss für eine Projektförderung im Jahr 2022 war der 1. Februar 2022. Zu den neuen Förderbedingungen beachten Sie bitte die Informationen auf der Seite "Förderantrag stellen".

maecenia fördert 2022 acht Projekte von Frauen, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen wie der zunehmenden Digitalisierung, dem Umgang mit Diversität oder dem Wandel der Lebenswelt befassen.

Projects

Copyright: Tim C. Burger

NASTY WOMEN

Antragstellerin:  Hannah Ehlers, Hamburg
Art des Projektes:  Frauen-Geschichten-Musical
Fördersumme:  € 7.000,-

Emilia ist Mitte zwanzig und kurz vor dem Zusammenbruch: entsetzt von den Geschehnissen in der Welt, überfordert von all den Möglichkeiten, die ihr das Leben bietet, ausgelaugt von den Anforderungen ihrer Beziehungen. Als sie an einem schweren Tag Trost bei ihrer Mutter suchen will, diese aber nicht Zuhause antrifft, verbringt sie die Nacht allein mit deren Bücherregal. Dort begegnet sie diversen Frauen der Weltgeschichte, kommt mit ihnen ins Gespräch und gewinnt so neue Perspektiven auf ihr Leben, ihre Probleme und ihre Privilegien.

"Nasty Women" will verschiedensten weiblichen Stimmen und ihren Geschichten in Form eines Musicals eine Bühne geben - denn für manches braucht es mehr als Worte. Das Stück schafft eine Verbindung zwischen den Fragestellungen junger Frauen von heute und den Erfahrungen von denen, die vor ihnen gelebt, gelitten, gelernt haben. So vielfältig wie die Frauen, deren Geschichten wir hören, soll auch die Musik sein: mal poppig-cool, mal getragen und ruhig, mal funky – und auch mal mit ganzgroßem Pathos und kleinem Augenzwinkern.

www.hannah-ehlers.de

The Woman Who Poked The Leopard

Antragstellerin:  Patience Nitumwesiga, Kampala Uganda
Art des Projektes:  Dokumentarfilm
Fördersumme:  € 7.000,-

Unser Dokumentarfilm "The Woman Who Poked The Leopard" (AT) beleuchtet das öffentliche Leben der umstrittenen feministischen Akademikerin Stella Nyanzi, die als Dichterin und Provokateurin seit vier Jahrzehnten Widerstand gegen den ugandischen Diktator Yoweri Museveni leistet. Der Film erzählt aber auch die Geschichte von Stella als Privatperson, einer sanften Mutter, die nachts aufbleibt, um ihren Kindern die Haare zu flechten, mit den Wechseljahren kämpft oder mit einem komplizierten Liebhaber zurechtkommt. Unser Filmteam hat Stellas Geschichte seit 2020 verfolgt und ihre Entlassung aus dem Gefängnis sowie ihren darauffolgenden gegenkulturellen Wahlkampf für das ugandische Parlament in 2021 festgehalten; nun folgen wir ihrem neuen Leben im Exil in Deutschland - wird sie in der Lage sein, das Exil und seine Anforderungen mit ihrer Treue zur ugandischen Revolution in Einklang zu bringen?

https://www.patiencenitumwesiga.com/

© Jinran Ha / Judith Weber

 

C/O in other people‘s hands. Affektive Infrastrukturen und arbeitende Interieurs.

Antragstellerin:  Judith Weber, Berlin
Art des Projektes:  Gruppenausstellung mit Vermittlungs- und Workshop-Programm
Fördersumme:  € 7.000,-

„C/o in other people‘s hands. Affektive Infrastrukturen und arbeitende Interieurs.“ ist eine Gruppenausstellung und Workshop-Programm, dass sich damit befasst, wie neue Technologien und digitale und physische Architekturen Emotionen und Körper kontrollieren. Workshops und Ausstellung finden in der Galerie Saalbau Neukölln und in der umliegenden Nachbarschaft vom 12.08. bis 09.10.2022 statt. Wir sind eine Gruppe junger Künstlerinnen aus Neukölln, die interdisziplinär mit Installation, Video, Sound und Fotografie arbeiten

Das Projekt richtet sich vor allem an die Nachbarschaft der Galerie und möchte für ein demografisch übergreifendes Publikum die Fragen nach Digitalisierung, Shared Economy, Widerstand und Wandel der Lebenswelt mit partizipatorischen Ansätzen untersuchen.

https://galerie-im-saalbau.de/de/ausstellungen/c-o-in-anderen-haenden

Foto: Gerdien Jonker, Installation im Schaufenster von Pelze Multimedia, 1985

 

 

PELZE

Antragstellerin:  Sarah Kristin Happersberger, Frankfurt
Art des Projektes:  Ausstellung
Fördersumme:  € 7.000,-

PELZE setzt sich aus feministischer Perspektive mit selbstorganisierten Räumen auseinander, die sich der Kunst und dem Diskurs widmen und für soziale Experimente offen sind. Am Beispiel des lesbisch-feministischen Projektraums „Pelze Multimedia“ (Berlin, 1981-1996) wird untersucht, welche künstlerischen Praktiken, Widerstandstechniken und gesellschaftspolitischen Debatten, Initiativen aus den Frauenbewegungen der 1970er- und 80er-Jahre kennzeichneten. Wie können diese für das 21. Jahrhundert produktiv gemacht werden? Schriftstücke, Filme und Tondokumente von Kunst und Medienprojekten, kollektiven Protestaktionen, Inszenierungen lesbischer Lebenswelten und Verhandlungen sozialer Prozesse laden dazu ein, den ‚Pelze-Laden‘ neu zu entdecken und darüber nachzudenken, was heutige Akteur*innen daraus lernen können. Die Ausstellung und das Diskursprogramm werden im Dialog mit Künstler*innen und Akteur*innen verschiedener Generationen entwickelt und wollen dazu anregen, Projekträume feministisch zu lesen, konzipieren und gestalten.

www.synnika.space

Copyright: Christian Schuller

Werwolfkommandos

Antragstellerin:  Marie Schwesinger, Frankfurt
Art des Projektes:  Sprechtheater Inszenierung
Fördersumme:  € 6.500,-

Die Performance "Werwolfkommandos“ setzt sich u.a. mit dem feministischen Blick auf das Thema Rechte Gewalt in Deutschland und deren juristischer Aufarbeitung auseinander. Marie Schwesinger, Julia Just und Fabiola Eidloth haben zwei in Frankfurt am Main verhandelte Gerichtsprozesse von bundesweiter Tragweite mitverfolgt: den Gerichtsprozess um die Ermordung Walter Lübckes und den rechtsextremen Angriff auf Ahmed I. sowie den Prozess gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. 

Die Inszenierung befasst sich insbesondere mit der Sprache im Gerichtssaal. Das Team beschäftigt sich damit, welche sprachlichen Verbindungslinien sich zwischen den Gerichtsprozessen ziehen lassen, welche Sprache, welches Erzählen braucht es auf der Bühne, das über die journalistische Berichterstattung hinaus geht, sich künstlerische Freiheiten nimmt, ohne Verschwörungstheorien zu bedienen oder die Geschädigten zu diffamieren? Vor allem gehen die drei Frauen der Frage nach, mit welcher Sprache sie als weibliche Künstlerinnen auf der Bühne rechten Ideologien meist männlicher Täter begegnen können, ohne den rechten Akteur*innen und ihrer Sprache eine Bühne zu geben.

https://www.marieschwesinger.de/

Airfreeze - Copyright: Yoriyas

*OPEN*CLOSED SPACES

Antragstellerin:  Friederike Frost, Köln
Art des Projektes:  Partizipative & Digitale Performance
Fördersumme:  € 5.500,-

"Open*Closed Spaces" beschäftigt sich mit den Fragen, wie sich drei urbane Tänzerinnen aus Deutschland und Marokko den öffentlichen und digitalen Raum durch ihre Tanzpraxis aneignen können. Es ist eine Reflektion weiblichen Empowerments und Repräsentanz, in welcher die Tänzerinnen die männliche Konnotation des Breakdance und HipHop-Tanzes in Frage stellen. Aus der Perspektive ihrer eigenen tanzkünstlerischen Identität wird der urbane, öffentliche Raum Marokkos beforscht und aktuelle und traditionelle Raumbesetzungen hinterfragt.

Eine feministische Perspektive als Tänzerinnen einer männlich dominierten Kultur zu vertreten, stößt immer wieder an Reibungen und Konfrontationen, in Deutschland als auch in Marokko. Der Austausch zwischen den drei Tänzerinnen kreiert eine Aushandlung von verschiedenen Perspektiven, die in einem künstlerischen Prozess durch Körper sichtbar gemacht werden sollen.

Sie kreieren eine partizipative Performance für den öffentlichen, urbanen Raum, die in Marokko umgesetzt werden soll und zudem als Digitale Performance einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. EinVideotagebuch, geteilt auf Sozialen Medien, hält den Rechercheprozess fest.

 

Titel: Saisei - Foto: Mai Ishijima

 

IMPLANTIEREN FESTIVAL 2022/23 – BEZIEHUNGSWEISEN

Antragstellerin:  ID_Frankfurt e.V.
Art des Projektes:  Performance-Festival mit feministischen Programmschwerpunkt
Fördersumme:  € 4.500,-

Das fünfte IMPLANTIEREN Festival 2022 – BEZIEHUNGSWEISEN entsteht als neue Art von Festival: Es verschiebt den Fokus weg von Projekten hin zu Praxen, die in Gemeinschaften und über einen längeren Zeitraum ausgeübt werden. Das Festival öffnet so Räume, in denen Beziehungen und Gemeinschaft entstehen. In einer inter- oder post-pandemischen Situation fördert es Wege des neuen oder wiederentdeckten Zusammenkommens. Dabei legt das IMPLANTIEREN einen besonderen Fokus auf Praxen von und für FLINTAs, um vor allem lokalen FLINTA-Künstler*innen eine Plattform zu bieten. Denn Praxen ermöglichen, woran Aufführungen häufig scheitern: Das Publikum ist aktiv in einem kreativen Prozess beteiligt, statt nur für wenigen Stunden aus dem Theatersaal auf die Bühne zu blicken. Hierfür knüpft IMPLANTIEREN interdisziplinäre Allianzen mit unterschiedlichen Institutionen und Initiativen und bildet gleichzeitig Synergien zwischen Kunstschaffenden, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Bewohner*innen im Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus.

https://id-frankfurt.com/

Foto: Catherina Cramer & Giulietta Ockenfuß

Unleash the Beast

Antragstellerin:  Catherina Cramer & Giulietta Ockenfuß, Berlin
Art des Projektes:  Doku-Serie
Fördersumme:  € 4.000,-

Für den Dreh der Videoserie “Unleash the Beast“, fahren wir nach Juchitan und Tehuantepec, im Süden Mexikos. In den beiden Städten existieren bis heute jahrhundertealte matriarchalische Strukturen. Bei ihren Bewohnerinnen handelt es sich um Zapotekinnen, also Angehörige eines indigenen Volkes. Sie sind bekannt dafür, dass sie das Marktgeschehen, das heißt Produktion von Waren und deren Handel, bestimmen. Zwar gelten auch für sie die Gesetze des freien Marktes, aber anders als im Rest des Landes ist ihre Gemeinschaft nach streng sozialen Prinzipien organisiert: Angesehen ist nicht, wer viel hat, sondern wer viel gibt – und das funktioniert.

Wie haben sich im Zeitalter der Digitalisierung und globalen Vernetzung diese matriarchalen Strukturen verändert? Wie stellen sich die jungen Töchter ihr eigenes Leben vor, wovon träumen sie? In den drei Kapiteln der Serie gehen wir unter anderem diesen Fragestellungen nach. Angesichts der in mexikanischen Großstädten sich stark formierenden neuen Frauenbewegung tauchen zudem neue Fragen auf. Wie emanzipieren sich die jungen Frauen von der Tradition ihrer Mütter und transformieren die Strukturen, sodass sie im 21. Jahrhundert bestehen bleiben können?

Die Verschränkung fiktiver und dokumentarischer Elemente ist in der mehrteiligen Videoserie die tragende Strategie des Projekts. Diese Bereiche gehen zwar zuweilen ineinander über - vergleichbar mit den Stilelementen der literarischen Strömung des magischen Realismus. Unsere fiktionalen Charaktere sind natürlich erfundene Figuren, allerdings klar erkennbar als fantastische Wesen. Außerdem arbeiten wir in Abgrenzung dazu mit Interviewpartnerinnen, die von ihrem Alltag berichten.

https://l187.de/Catherina-Cramer-Giulietta-Ockenfus-Unleash-the-Beast-Chapter-2

Sissi Pitzer, stellvertretende jb-Vorsitzende verliest die Urkunde: Der Couragepreis 20220 geht an Vera Kritschewskaja. / Foto: Cathrin Bach

Courage-Preis Verleihung 2022 durch den Journalistinnenbund

Antragstellerin:  Dr. Sibylle Plogstedt, Rebecca Beerheide, Köln
Art des Projektes:  Preis für aktuelle, gendersensible Berichterstattung von Journalistinnen
Fördersumme:  Insgesamt € 8.000,-
Der Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung 2022 geht an die Regisseurin Vera Kritschewskaja für ihren TV-Film F@ck this job – Abenteuer im russischen Journalismus“.
 
Die russische Regisseurin Vera Kritschewskaja erzählt in ihrer aufwühlenden filmischen Langzeitbeobachtung die dramatische Geschichte des russischen Fernsehkanals Doshd (Regen). Sie spannt dabei den Erzählbogen von Gründung 2008 bis zu seiner Schließung am 1. März 2022 nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Ihre Hauptprotagonistin ist die Doshd Gründerin Natascha Sindeewa. Als Oligarchen-Gattin und tangoverliebtes Partygirl war ihr Leben voller Glanz, Glamour und Partys – auch im Sender. Doch dann geriet sie 2014 in die Kämpfe auf dem Maidan, und alles wurde anders.
 
"Mit dem Film „F@ck this Job – Abenteuer im russischen Journalismus“ ist ihr eine beeindruckende filmische Dokumentation gelungen, die die Entwicklung und fatalen Folgen der sukzessiven Aufhebung der Pressefreiheit und der Verfolgung der Opposition nachzeichnet. Es ist daher nicht nur ein Preis für ihre filmische Leistung, sondern auch für Haltung und Mut einer Gruppe von Menschen in unmenschlichen Zeiten", sagt die Jury. 
 
Der Preis wurde am 11. Juni 2022 in Berlin verliehen.
 
Website:  https://www.journalistinnen.de/courage-preis/